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Es gibt auf der ganzen Welt nur wenige Länder mit einem solch starken Sinn für geschichtliche Kontinuität wie Italien. Seit den ersten Mythen, die die Entstehung der Zivilisation der Etrusker umgeben, bis zur Einigung Italiens im 19. Jahrhundert sind Vergangenheit und Gegenwart untrennbar miteinander verbunden, ein nahtloses Geflecht, das mehr als drei Jahrtausende überspannt. Die folgende kurze Zusammenfassung soll ein Faden durch das Labyrinth dieser komplexen Materie sein. Hinweise auf die lokale Geschichte finden Sie auf den Seiten zu den einzelnen Städten. Vor der Römerzeit Die ersten frühen Bewohner, die Spuren in der Geschichte Italiens hinterlassen haben, sind die Etrusker; ihr Einfluß in den Marken war allerdings marginal. Das Rom der Antike Die Römer festigten ihren Vormachtsanspruch in Italien durch den Bau großer Überlandstraßen, wie z.B. der Via Flaminia. Unter dem ersten römischen Kaiser Augustus wurden die Marken geteilt, die nördlichen Gebiete gehörten zum römischen Umbria, die südlichen nannte man Picenum. Die Ankunft der Barbaren Seine Regierungszeit als erster König von Italien war nur kurz. Mit der Ankunft Theoderichs, König der Ostgoten, im Jahre 489 n.Chr. begann jedoch in Italien eine relativ ruhige Zeit, die 33 Jahre andauerte. Als Theoderich starb, versuchte Justinian, der Kaiser von Ostrom in Konstantinopel, mit Hilfe seiner Generäle Belisar und Narses die kaiserliche Macht wieder zu erlangen. Es gelang ihnen zwar, den Gotenkönig Totila im Jahre 552 n. Chr. zu entmachten (die entscheidende Schlacht wurde in den Marken in der Furloschlucht geschlagen), Mittelitalien war aber nicht stark genug, einer weiteren Invasion aus dem Norden, diesmal der Lombarden im Jahre 568 n.Chr., standzuhalten. 200 Jahre lang hatten daher die Krieger aus dem Donautal, die von Lucca und Spoleto aus regierten, einen großen Teil Mittelitaliens unter lockerer Kontrolle. Nur in den nördlichen Marken und in Teilen von Umbrien gelang es byzantinischen Truppen unter dem Schutz des Exarchen von Ravenna einen Fuß in der Tür zu halten. Das Heilige Römische Reich Als Belohnung für seinen fränkischen Sieger krönte Papst Leo III Karl zum ersten Heiligen Römischen Kaiser, was damals nicht viel mehr als ein Ehrentitel war; aber das so gegründete Heilige Römische Reich sollte mit Unterbrechungen 1000 Jahre bestehen und später immer wieder im Zentrum von Kämpfen rivalisierender Kaiser und Päpste sein. Zwar begann das Reich unter Karl dem Großen zu blühen, es war aber zu stark von seiner Führung abhängig; und als er im Jahre 814 starb, fiel es rasch wieder auseinander. Kaiserliche Beamte ernannten sich selbst zu lokalen Despoten und Italien stürzte wieder zurück in die Anarchie. Erst mit dem Sachsenkönig Otto I und der Erneuerung der Macht des Heiligen Römischen Reiches kehrte eine gewisse Sicherheit zurück. Handel und Industrie blühten auf, und während Papst und Kaiser miteinander um die Herrschaft stritten, erlebten viele Städte Mittelitaliens, die Marken inbegriffen, einen ersten Vorgeschmack von Unabhängigkeit. Sie bekannten sich mal zu dieser, mal zu jener Seite, doch waren dies reine Lippenbekenntnisse, in Wirklichkeit fühlten sie sich fähig, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Da es keine funktionsfähige Zentralregierung gab, züchteten diese frühen Stadtstaaten glühenden Lokalpatriotismus, und daraus resultierten endlose Konkurrenzkämpfe mit ihren Nachbarn. Guelfen und Ghibellinen Die Marken waren, wie auch das übrige Mittelitalien, tief in diesen Konflikt verstrickt, entweder mit Treuepflichten gegenüber der Partei der Guelfen oder der Ghibellinen. Die Unterstützer des Papsttums nannten sich nach Friedrichs Rivalen um die Macht, nach dem Welfen Otto, während die kaisertreuen Ghibellinen nach dem italienisierten Schlachtruf der Hohenstaufen „Hie Weibling" hießen. Unter der Oberfläche des Kampfes zwischen zwei Mächten wurde aber eigentlich eine andere politische Auseinandersetzung geführt, nämlich zwischen dem neuen Mittelstand der Kaufleute und Handwerker, die sich mit den Guelfen verbündeten, und der alten Feudalaristokratie, die sehr wohl merkte, daß das Aufkommen der Demokratie am besten durch die Partei der kaisertreuen Ghibellinen in Schach gehalten werden konnte. Dieser fundamentale Kampf wurde von allen Seiten mit großem Einsatz geführt. Man kann sagen, daß die Sache der Guelfen den Sieg davongetragen hat durch die Ankunft der Franzosen, angeführt von Karl von Anjou, der Mitte des 13. Jahrhunderts auf Bitten von Papst Urban IV kam. Von da an war Frankreich und nicht Deutschland die herrschende Fremdmacht in Italien. Die Bezeichnungen Guelfen bzw. Ghibellinen hielten sich noch jahrhundertelang. Und noch lange nachdem sie ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatten, wurden sie benutzt, als Etikett für jede Art von Meinungsverschiedenheit, ja sogar, um alte Konflikte wiederaufleben zu lassen. Despoten und Republiken Ruhe vor dem Sturm Fremde Vorherrschaft und Kirchenstaat Obwohl die französische Invasion Mittelitalien erschütterte, hatte Karl schon zwei Jahre später seine italienischen Eroberungen wieder verloren und war zurück in Frankreich. Die französische Invasion hatte jedoch eine andere europäische Großmacht auf den Gedanken gebracht, Italien zu erobern - Spanien. Als die italienische Renaissance Anfang des 16. Jahrhunderts in ganz Europa Fuß faßte, wurde Mittelitalien, wie auch der Rest der Halbinsel, ein Schlachtfeld, wo die rivalisierenden Hegemonieansprüche zwischen Franz I von Frankreich und Karl V von Spanien ausgetragen wurden. Mit dem Frieden von Cateau- Cambresis im Jahre 1559 begann eine länger als 150 Jahre andauernde spanische Vorherrschaft in Italien. Da die Spanier das übrige Italien in Schach hielten, konnte das Papsttum die Herrschaft über seine eigenen Besitztümer, die auch die Marken umfaßten, konsolidieren - und während das Zentrum der italienischen Kultur sich ins gegenreformatorische Rom verlagerte, schmachteten die Länder des Kirchenstaates unter der schweren Last der Kirchenbürokratie. Napoleon und das Risorgimento ©Peter Greene/le-marche.com |
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